Happy Slapping – unser Handyfilm klärt auf!

Happy Slapping – unser Handyfilm klärt auf!

Zusatzmaterial für Pädagogische Fachkräfte

Happy Slapping – unser Handyfilm klärt auf!

Sowohl die Teilnehmerzahl, die Dauer, die Methoden als auch das Mate­rial des Angebotes verstehen sich als Anregungen, die den jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort angepasst werden können. Sie sind nicht als strenge Vorgaben zu sehen.

Gewalt ist ein Thema unserer Gesellschaft, ihre Darstellung in den Medien ist Bestandteil unserer Lebenswelt. Jugendliche kommen mit diesem Thema zwangsläufig über unterschiedliche Kanäle in Kontakt. Kritisch wird es insbesondere, wenn Fiktion und Realität verschwimmen und tatsächliche Gewaltverbrechen mit Hilfe digitaler Medien gefilmt und verbreitet werden. Durch Smartphones und andere mobile Geräte können Jugendliche Bilder und Filme in kürzester Zeit produzieren und veröffentlichen. Diese reale Gewalt, die wie im Fall von Happy-Slapping-Filmen durch digitale Medien verherrlicht wird, ist ein Thema, das eventuell private Erlebnisse und Erfahrungen von Jugendlichen Ihrer Schule betrifft oder betreffen könnte. Das Projekt bietet Möglichkeiten, dieses sensible Thema mit Schülerinnen und Schülern zu besprechen und sich Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Dabei kann das Angebot präventiv, aber auch in akuten Situationen Anwendung finden und fachunabhängig eingesetzt werden. Dies erfordert eine behutsame Einschätzung der Gesamtsituation in der Schule, Klasse bzw. Projektgruppe.

Rahmenplanbezogene Lernchancen

Thematisiert werden konkrete Darstellungen von eigenen Gewalttaten über Handys oder Smartphones, um gezielt Handlungsalternativen zu vermitteln. Diese Herangehensweise spiegelt sich auch in den Vorgaben des Rahmenplanes Medienerziehung des Landes Mecklenburg-Vorpommern wieder. Dieser sieht vor, dass Schülerinnen und Schüler eine respektvolle und verantwortungsbewusste Kommunikation im Internet und in den elektronischen Medien erlernen.30 Das Projekt bietet auch klare Anknüpfungspunkte zum Fach Sozialkunde und zum Themenbereich „Psychosoziale Besonderheiten im Jugendalter“. Insbesondere die Schwerpunkte „Rolle der Medien“ und „Umgang mit Aggressionen“, die für die 8. Jahrgangsstufe vorgesehen sind, können im Rahmen des Projektes besprochen werden.31 Beim Umgang mit neuen und digitalen Medien gelten die gleichen Grundregeln wie im Alltag: Respekt, Wertschätzung und Toleranz spielen eine wesentliche Rolle. Diese „Regeln des Zusammenlebens“ sind Bestandteil des Philosophieunterrichtes, können hier in den „Themenbereich II: Was soll ich tun?“ eingeordnet und durch das Projekt thematisiert werden.32

Die Jugendlichen werden angeregt, ihr Medienhandeln und ihre damit verbundene moralische Eigenverantwortung zu reflektieren. Dies bietet Anknüpfungspunkte zum Fach Religion und kann dort in unterschiedlichen Jahrgangsstufen Anwendung finden. Konkrete fachspezifische Zuordnungen wären beispielsweise: „Der Einzelne in Gruppe und Familie“ (Jahrgangsstufe 7), „Gewissen“ (Jahrgangsstufe 9) und „Gewalt“ (Jahrgangsstufe 10).33

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich zudem mit den spezifischen Gestaltungsmöglichkeiten eines Handyfilmes auseinander und lernen dieses Medium als Ausdrucks- und Artikulationsmittel kennen. Für diese vermittelnde Aufgabe werden unter anderem die sprachlichen und artikulatorischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler gestärkt, um Informationen adressatengerecht aufzubereiten. Die KMK-Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss im Fach Deutsch sehen vor, dass Medien verstanden und genutzt werden können.34

Sensibilisierung und Einstieg

Der Einstieg ins Thema „Happy Slapping“ sollte sensibel erfolgen. Idealerweise gelingt es im Projekt, alle Schülerinnen und Schüler zu einem Erfahrungsaustausch zu bewegen. Damit die Hemmschwelle, sich zu diesem Thema zu äußern, gesenkt wird, bietet sich zum Auftakt die Methode der verdeckten Punktabfrage an. Dabei können persönliche und intime Fragen gestellt werden, ohne dass sich eine Person bloßstellen muss.

Als mögliche Antwortvorgaben bieten sich folgende Aussagen an:

  • Ich weiß, was „Happy Slapping“ ist.
  • Ich habe schon mal einen „Happy-Slapping-Film“ gesehen.
  • Ich kenne jemanden, dem Gewalt angetan wurde.
  • Ich kenne jemanden, der schon mal einen „Happy-Slapping-Film“ gedreht hat.
  • Ich kenne jemanden, der von „Happy Slapping“ betroffen ist.
  • Ich selbst war schon einmal an solch einem Dreh beteiligt.

Die Schülerinnen und Schüler können die Antworten, die auf sie zutreffen, markieren, indem sie dort Aufkleber (Punkte aus Papier) befestigen. Die Punktabfrage erfolgt einzeln und hinter einer aufgeklappten Tafel bzw. hinter einem Flipchart. Wichtig hierbei ist, dass Sie als pädagogische Fachkraft am Anfang selbst verschiedene Antworten markieren, dann können die Schülerinnen und Schüler, die nachfolgen, die Antworten ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger nicht erkennen, und das Verfahren bleibt weitestgehend anonym. Haben alle ihre Markierungen angebracht, werden die Punkte, die Sie zu Beginn angeklebt hatten, wieder entfernt, damit das tatsächliche Ergebnis der Klasse sichtbar wird.

Die Schülerinnen und Schüler betrachten die Markierungen der Punktabfrage gemeinsam und erkennen dabei, wie relevant die Themen „Gewalt“ und „Happy Slapping“ in ihrer Klasse sind. Die Ergebnisse der verdeckten Punktabfrage können als Grundlage für eine Gesprächsrunde genutzt werden. Sollten in der Klasse noch keine Erfahrungen mit „Happy Slapping“ gemacht worden sein, dann können durch die Methode Fragezeichen konkrete Fragen der Schülerinnen und Schüler zum Thema gesammelt werden. In Kleingruppenarbeit beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Thema „Happy Slapping“. Sie recherchieren im Internet und informieren sich durch die Broschüre Happy Slapping & Co. Was du zum Thema (illegale) Handyfilme wissen solltest. Zur Unterstützung der Recherchearbeit kann das Arbeitsblatt 1 – Was ist „Happy Slapping?“ genutzt werden. Jede Kleingruppe präsentiert ihre Untersuchungsergebnisse in Form von Postern, Mind-Maps, PowerPoint-Präsentationen, Fotostorys, Comics, Audio- bzw. Video-Beiträgen oder Rollenspielen.

Wie sieht „Happy Slapping“ aus?

In der sich anschließenden Projekteinheit werden die Ergebnisse zum Thema „Happy Slapping“ noch einmal wiederholt. Danach kann der Kurzfilm Happy Slapping (ausleihbar auf www.medienzentralen.de/public/medium/detail/id/58) gezeigt werden. Um die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler auf bestimmte Fragestellungen zu lenken, sollte das Arbeitsblatt 2 – Kurzfilm „Happy Slapping“ genutzt werden. Anschließend wird der Film in der Klasse diskutiert.

Vorbereitung der Filmdrehs

In der nächsten Projekteinheit werden die gesammelten Erkenntnisse in verschiedenen Handyfilmen, die sich gegen „Happy Slapping“ richten, zusammengefasst. In Kleingruppen wird das Konzept für jeweils einen Handyfilm erarbeitet. Der Film sollte einen Aufklärungscharakter erhalten. Die Kleingruppen konzipieren eigenständig ihre Filmidee und planen deren Umsetzung. Als Hilfestellung dafür eignen sich das Arbeitsblatt 3 – Unser Film – Anti-Happy-Slapping! und das Arbeits­blatt 4 – Storyboard. Für das Festhalten sämtlicher Szenen sollte allen Gruppen das Arbeitsblatt 4 gegebenenfalls auch mehrfach zur Verfügung stehen. Um die kreative Ideenfindung anzuregen und die Rollen unvoreingenommen zu verteilen, kann das Arbeitsblatt 5 – Anti-Happy-Slapping-Rollenkarten genutzt werden. Die Schülerinnen und Schüler ziehen verdeckt eine Karte und übernehmen die notierte Rolle in der Szene. Gemeinsam können sie vorab entscheiden, welche der auf dem Arbeitsblatt vorgegebenen Rollen zu besetzen sind, sie können sich auch andere bzw. zusätzliche Rollen überlegen. Durch dieses Verfahren wird vermieden, dass reale Dynamiken und Beziehungen innerhalb Gruppe in die szenische Arbeit mit einfließen. Gleichzeitig können vorhandene Rollen aufgebrochen werden und Perspektivwechsel erfolgen.

Wir drehen die Filme

In dieser Projekteinheit setzen die Kleingruppen ihre Filmideen mit einer Handykamera eigenständig um. Die Arbeits- und Funktionsweisen von Windows-Movie-Maker oder iMovie erschließen sich die Schülerinnen und Schüler weitestgehend selbstständig. Anschließend drehen die Kleingruppen ihre im Storyboard festgehaltenen Szenen, bearbeiten und schneiden sie per Computer/Laptop und produzieren die Filme fertig.

Präsentation der Filme

Zum Abschluss des Projektes stellen die Jugendlichen ihre Filme vor, die Zuschauenden analysieren die gezeigten Werke. Als Grundlage dient das Arbeitsblatt 6 – Filmkritik üben – Checkliste Handyfilme. Anschließend diskutieren alle in einem Klassengespräch die Filme und überlegen, wie und wo ihre Werke veröffentlicht werden können (Schul-Homepage, Vorführung in der Schule bzw. im Rahmen eines Elternabends oder anlässlich eines Aktionstages zur Gewaltprävention auf Kommunal-, Kreis- oder Landesebene). Zuletzt folgt eine abschließende Gesprächsrunde. Diese kann durch die Methode Heißer Stuhl eingeleitet werden. Hierbei schlüpfen die Jugendlichen nochmals in ihre Filmrollen. In diesen Rollen können sie von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern wiederholt befragt werden, sich Meinungen anhören, Ratschläge geben lassen oder selbst Anmerkungen machen. Da die Schülerinnen und Schüler Figuren spielen und nicht persönlich im Fokus stehen, können alle Dinge geäußert werden, ohne dass eine reale Person angegriffen oder bloßgestellt wird. Zudem gibt es die Möglichkeit, auf dem „Heißen Stuhl“ über die Produktionsbedingungen zu sprechen:

  • Wie funktionierten die Themenfindung und die Ideenumsetzung?
  • Was funktionierte bei der Gruppenarbeit gut, was kann verbessert werden?
  • Welche persönlichen Erkenntnisse wurden gewonnen?
  • Wer hat welche Rolle im Prozess übernommen?

Durch ein abschließendes Stimmungsmemory können die Schülerinnen und Schüler am Ende des Projektes individuell ihre Meinungen und Gefühle zum Projekt und zum Thema „Happy Slapping“ artikulieren und zusammenfassend reflektieren.

Zurück